Welcher Arbeitsschutz kommt vor dem Atemschutz?

Steve Tams
2016-06-08 13:08:00 /
Welcher Arbeitsschutz kommt vor dem Atemschutz? - Vor dem Atemschutz kommt der Arbeitsschutz | Arbeitsbedarf24
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Es wird viel über Atemschutz gesprochen. Allerdings sind vom Gesetzgeber eine Reihe von Schritten vorgeschrieben, die alle erledigt sein müssen, bevor die Atemschutzmaske aus dem Schrank genommen wird. Dazu gehören Maßnahmen aus dem Bereich der Technik, aber auch der Organisation. Wie gestaltet sich also der Arbeitsschutz vor dem Atemschutz?


Keinen Staub entstehen lassen

Es beginnt schon beim Anliefern und Lagern. Wird hier nicht auf den korrekten Umgang geachtet, kann Staub freigesetzt werden, der sich dann fast ungesehen in der Luft verteilt. Geschlossene Systeme sind darum zu empfehlen. Außerdem sollte die Bearbeitung so geplant werden, dass möglichst wenig Schritte ablaufen. Denn mit jeder erneuten Bewegung wird Staub erneut aufgewirbelt.


Staubarme Materialien verwenden

Oftmals bieten Hersteller bzw. Lieferanten die zu verarbeitenden Rohstoffe in staubarmen Formen (z.B. als Pellets oder Pasten) oder nicht toxische Ersatzstoffe an. Man sollte also vorab kontrollieren, ob die eigene Verarbeitung nicht auch mit diesen Materialien möglich ist. Auch wenn zunächst mehr Kosten und Aufwand damit verbunden sind, lohnt sich diese Überlegung später, denn so fallen große Geldfresser wie Anschaffung und Wartung von Lüftungsanlagen usw. weg.


Möglichst in geschlossenen Anlagen arbeiten

Wenn die Materialien keinen Kontakt zur Luft haben, kann auch kein Staub die Mitarbeiter behelligen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Systeme wie zum Beispiel Kapselungen oder Einhausungen. Eine Herausforderung stellt diese Art der Anlagen aber für Planer und Konstrukteure dar, denn die Wartungsintervalle dieser Maschinen müssen idealerweise sehr lang sein.


Staub unmittelbar am Entstehungsort absaugen

Hermetisch abgeriegelt werden kann keine Anlage. Darum treten ab und an dennoch Staubpartikel aus. Hier kommen Erfassungseinrichtungen zum Einsatz. Diese gibt es in geschlossener, halb offener und offener Form, welche alle Staubpartikel aufnehmen. Zum Teil setzen sie dazu gezielte Luftströme ein. Diese Einrichtungen können fest verbaut oder aber flexibel sein. Sollte die abgesaugte Luft im Übrigen wieder zurückgeführt werden, muss sie gründlich durch geprüfte Anlagen gereinigt werden.


Absaugungsanlagen optimieren und regelmäßig warten

Nicht nur die Verarbeitungsanlagen, sondern auch jene zum Absaugen sind stetig zu kontrollieren. Idealerweise sollte die Absauganlage sehr nahe an der möglichst eingehausten Staubquelle sein. Im so entstehenden Schadstoffstrom darf auf keinen Fall ein Mitarbeiter stehen. Der Luftstrom muss so eingestellt werden, dass z.B. die Eigenbewegung der Staubteilchen ausgenutzt werden kann. Ausreichend unbelastete Frischluft sollte ebenfalls zugeführt und Zugluft vermieden werden. Ergänzend dazu hilft ein Instandhaltungs- und Reinigungsplan, in dem alle Intervalle und Verantwortlichkeiten festgelegt sind.


Arbeitsräume ausreichend lüften

Lüften kann in freier und in maschineller Form erfolgen. Die freie Lüftung findet durch Fenster, Türen und speziellen Öffnungen statt. Temperatur- und Druckänderungen sind dafür unverzichtbar. Bei der maschinellen Lüftung hingegen werden spezielle Anlagen eingesetzt, die witterungsunabhängig und konstant Zuluft ansaugen, erwärmen und einspeisen, während Abluft abgesaugt und gereinigt wird. Solche Anlagen sind allerdings kostenintensiv.


Abfälle sortieren und staubfrei entsorgen

Anlagen müssen so konzipiert sein, dass sie Auffangmöglichkeiten haben, denn spätestens bei der Wartungen können Abfälle austreten. Diese müssen direkt aufgefangen und abtransportiert werden können, damit der Arbeitsplatz nicht verschmutzt wird. Wo die Auffangvorrichtungen entleert werden, lohnt der Einsatz einer Absauganlage, damit keine Verschmutzung ihren Weg zurück findet.


Arbeitsplätze regelmäßig reinigen

Staub, der einmal unbemerkt ausgetreten ist und sich abgelagert hat, kann jederzeit wieder aufgewirbelt werden. Der Arbeitsplatz sollte darum so gestaltet sein, dass keine staubfangenden Materialien verwendet werden (Stoffe, Holzfußböden, etc.). Die Reinigung sollte stets feucht erfolgen. Druckluftreiniger sind nicht zulässig, es müssen spezielle Industriestaubsauger verwendet werden.


Arbeitskleidung sauber halten

Was am Arbeitsplatz gehen mag, ist bei der Arbeitskleidung schwierig. Darum muss diese sehr penibel von der Straßenkleidung getrennt aufbewahrt und gereinigt werden. Ein Ausschütteln oder Abblasen ist nicht zulässig. Da manche Staubarten sogar toxisch sind, muss eine spezielle Reinigung erfolgen. Nicht zu vergessen sind im Übrigen die Arbeitsschuhe! Arbeitskleidung sollte darum am besten nicht privat gereinigt werden, sondern durch eine vom Betrieb ausgewiesene Wäscherei.


Der Atemschutz

Sind alle diese Maßnahmen erschöpft? Okay. Erst jetzt darf ein Atemschutz zum Einsatz kommen!


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